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Ein Ort einfach zum Sein

23/01/2025  BY  style in progress


Ein Besuch in einem Modeladen kann idealerweise vertraut und inspirierend zugleich sein, wie ein Besuch bei Freunden. Umso mehr, wenn die Atmosphäre stimmt, in der man sich wohlfühlt und sich dort noch dazu etwas gönnen möchte. Dabei geht es gar nicht mal so sehr um die Produkte, wie diese vier Multibrandstores beispielhaft zeigen.

Text: Janaina Engelmann-Brothánek, Nicoletta Schaper. Fotos: Händler

„Ich mache das, was sich gut anfühlt“

Homegirl/München

„Ich höre immer auf mein Bauchgefühl“, sagt Medo Diet, Inhaberin des Stores Homegirl. „Dass ich die alten Strukturen nicht kenne und mich nicht an sie gebunden fühle, gibt mir die Freiheit, das zu machen, was sich gut anfühlt.“

Als Medo Diet vor sechs Jahren startete, wollte sie zunächst einen Ort schaffen, an dem sich jeder etwas Schönes leisten kann. Bis sie merkte, dass es gar nicht um den günstigsten Preis geht, sondern darum, dass dieser auch gerechtfertigt ist. „Ich glaube, dass die Kundinnen ein Gefühl dafür entwickelt haben, wofür sie wie viel Geld ausgeben wollen.“ Bei Homegirl finden die Frauen viel Skandinavisches, wie Mads Nørgaard und Samsøe Samsøe, gefolgt von Maria Black, Oval Square, Vagabond und Won Hundred. Das sind Kollektionen, die wie der Store ein Lebensgefühl transportieren. Der Funke springt auch auf Instagram oder Tiktok über und erreicht Frauen, die hauptsächlich 25 bis 40 Jahre alt sind. Für sie will Medo Diet mit Homegirl einen Community-Space schaffen. Sie selbst kommt aus der Clubszene, hat als DJ und als Veranstaltungsmanagerin im Münchner Club Crux gearbeitet. Aus dem Nachtleben kennt sie dieses Community-Feeling, das heute auch Homegirl ausmacht. So finden monatlich Events statt, etwa ein Schmuckworkshop, ein Abend mit dem Berliner Beautylabel Kess oder mit dem Mariposa Boxing Club. Indem Medo Diet in ihren Interessen bei sich bleibt, trifft sie auch den Geschmack ihrer Kundinnen. Dann kommen die Menschen zusammen und feiern, wobei Medo Diet auch selbst als DJ auflegt. „Irgendwie sind wir eine kleine Crew geworden“, freut sie sich. „Schön, dass die Frauen nicht nur die Mode kaufen, sondern bei uns erleben wollen, was Homegirl wirklich ausmacht.“

Mädelsabend

Frida/Bochum

„Am Freitag gibt es bei Frida immer Blumensträuße für zwölf Euro, als Auftakt zum Wochenende. „Die Sträuße bindet eine Freundin von mir, immer individuell und immer anders“, erzählt Kiki Gralla, Inhaberin von Frida. „Viele kommen deshalb gerade am Freitag zu uns.“ Und sie kommen, weil Frida ein Rundumwohlfühlpaket bietet, von der Mode über die Accessoires bis hin zu kleinen Überraschungen.

Die Womenswear wird von Drykorn, Closed und American Vintage angeführt, gefolgt von 10 Days, Penn & Ink, Liv Bergen sowie Jeans von Dawn Denim und Icon Denim. Hinzu kommen Schuhe von Pomme D’Or und Sneakers von Diadora, in Bochum exklusiv bei Frida. „Bei diesen Kollektionen stimmt auch die Qualität zu angemessenen Preisen“, so Gralla. „Das ist wichtig, weil die Frauen heute preissensibler sind und bewusster kaufen.“ Umso wichtiger sind Kleinigkeiten zum Verschenken, wie Naturkosmetik von L:A Bruket aus Schweden, eine besondere Schokolade oder Sardinen von La Quiberonnaise aus Frankreich. Das ist ein Mix, mit dem Frida Frauen ab Ende 20 anspricht und die außerdem Orientierung suchen. „Das Angebot in größeren Häusern überfordert viele, deshalb schätzen meine Kundinnen bei uns das Sortiment, das wie auf sie zugeschnitten ist.“ Auch dass Gralla und ihre drei Mitarbeiterinnen die Kundinnen wie Gäste willkommen heißen und persönlich beraten, ist manchen die Anreise auch aus Wuppertal oder Solingen wert. Fest etabliert haben sich im Store die Mädelsabende: Shopping-Events nach Feierabend für eine kleine Runde von fünf bis zwölf Kundinnen. „Es gibt Snacks und Drinks und man kann in Ruhe stöbern. Das kommt immer extrem gut an“, so Gralla, die für die Kundinnen wie eine Freundin ist. Ihr Antrieb? „Wenn die Kundin sagt, dass sie das bei mir gekaufte Teil rauf und runter trägt. Das ist das schönste Kompliment für mich.“

Stil und Inspiration

Lol Via Urbana/Rom

Im Stadtteil Monti, mitten im Herzen Roms, hat sich Lol längst als feste Größe in der italienischen Modeszene etabliert. Vor 22 Jahren von Fabio Casentini gegründet, verfolgt der Laden von Anfang an das Ziel, Mode und Begegnung miteinander zu verbinden. „Wir wollen mit Lol einen Ort schaffen, der vertraut und einladend zugleich wirkt, wie das Zuhause eines Freundes“, erzählt Casentini. Das Konzept ist aufgegangen: Heute betreibt sein Team fünf Filialen in der Stadt, die demnächst um ein Beratungsstudio für Kunst und Designmode ergänzt werden.

Besonders die Boutique in der Via Urbana bietet auf 200 Quadratmeter sorgfältig kuratierte Kollektionen, darunter Forte Forte, Vanessa Bruno, Sessùn, Diega, Labo Art sowie das hauseigene Label Bee in Love, mit Lederaccessoires, Cashmere-Strick und Schmuck. Das Prinzip von Lol bleibt sich treu: hochwertige Mode zu fairen Preisen. „Wir setzen auf transparente Preisgestaltung, die sowohl die Qualität unserer Produkte als auch das Einkaufserlebnis widerspiegelt“, erklärt Casentini. Doch Lol schafft dank kunstvoller Details im Interieur und stimmungsvoller Beleuchtung einen Ort, an dem man gern verweilt, und wo man spürt, dass Mode und Kultur sich zu einer Einheit verbinden. „Hier soll Einkaufen zum Erlebnis werden“, so Casentini, der für Lol aufstrebende Modetalente mit etablierten Brands zu einem spannenden und vielfältigen Mix zusammenführt. Das macht Lol zu einer verlässlichen Destination für Stil und Inspiration. „Wenn man mit Leidenschaft arbeitet, entsteht diese besondere Verbindung zwischen Produkt und den Kunden“, fasst Fabio Casentini zusammen.

Gute Energie

Golden Soul/Salzburg

Mode und Beauty auf einer Fläche. Mit dem Umzug in die Kaigasse haben Lisa Leitner, ihre Mutter Tanja Erlacher und Stella Kaltenhauser ihre vorherigen beiden Geschäfte zu einer harmonischen Einheit zusammengeführt. So wirkt es auch, zumal Laden und Sortiment vorwiegend in Naturtönen gehalten sind. „Wir stehen für Minimalismus und lieben die Capsule Wardrobe, mit der wir unseren Kunden das Einkaufen vereinfachen wollen“, sagt Lisa Leitner. „Jede Kollektion suchen wir sehr sorgfältig aus, wobei uns auch die gute Zusammenarbeit mit den Marken wichtig ist. Wir sind überzeugt, dass es nur so funktionieren kann.“ Pro Segment gibt es nur eine Marke: Jeans von Agolde, Jacken von Taion aus Japan und Cashmere-Strick von Warm me. Zum wohltuenden Vereinfachungsprinzip gehört, dass viele Styles unisex tragbar sind. Dazu passt, dass die Auswahl der Holistic Beauty Brands ebenso kuratiert ist, mit Produkten von Ruhi, Lesse und Parfüm von Equality.

Auch junge Kundinnen und Kunden lieben Golden Soul. „Ich glaube, dass die Generation Z ein Gefühl für Qualität entwickelt und dann auch bereit ist, den Preis dafür zu zahlen“, so Lisa Leitner. Manche sparen auch auf ein Teil und lassen es zurücklegen, um sich später umso mehr darüber zu freuen. „Andere kommen einfach so in den Laden, trinken einen Tee oder lassen sich inspirieren. Für uns ist es das Wichtigste, dass sich die Leute bei uns wohlfühlen und dass sie ohne Kaufzwang kommen, weil sie hier auch mal einfach sein dürfen.“ Denn Golden Soul soll für eine gute Energie stehen, der die drei Unternehmerinnen viel Raum geben.

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