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Antony Morato | Vom richtigen Zeitpunkt

08/01/2024  BY  Stephan Huber


Im Gespräch mit style in progress erklärt Antony-Morato-Gründer und -Mastermind Lello Caldaralli sein Selbstverständnis als Unternehmer und warum er an den Fachhandel glaubt.

Interview: Stephan Huber. Fotos: Anthony Morato

Die Legende besagt, dass der Name Antony Morato aus einem italienischen Telefonbuch stammt. Wie war es wirklich?

Lello Caldaralli, Gründer Antony Morator: Tatsächlich war es ein Telefonbuch aus New Jersey, das mir ein lieber Schulfreund auf meine Bitte aus einer Telefonzelle mitgenommen hat. Denn ich war auf der Suche nach einem Namen für mein neues Projekt. Ich selbst heiße Raffaello Caldarelli. Sehr italienisch, perfekt für neapolitanische Maßkonfektion, aber nicht für meine Idee einer modernen, jungen Designermarke für Männer. Ich beginne also zu blättern und Zack: Pizzeria Morato by Antony. So einfach war das letztlich. Dass ich dieses Telefonbuch nicht mehr finden kann, schmerzt mich übrigens bis heute.

Die eigentliche Frage ist: Was motiviert einen damals 26-jährigen jungen Mann, seine eigene Modemarke zu gründen? Ok. … du bist Italiener … aber was noch?

Schon mein Vater und mein Großvater waren im Modebusiness. Es liegt mir also im Blut. Mein erstes Unternehmen habe ich bereits mit 19 gegründet, direkt nach der Schule. Ich habe Sourcing und Produktion für andere Marken organisiert. Das war eine großartige Schule und ich habe dabei sehr viel gelernt. Mit 26 habe ich dann meinen Traum von der eigenen Brand erfüllt und bin mit Antony Morato durchgestartet.

Ich habe ein interessantes Zitat von dir gefunden. Ich gebe es ungefähr wieder: Die größtmögliche Kreativität wird erreicht, wenn man mit den größtmöglichen Herausforderungen konfrontiert wird. Beschreibt dich das?

Absolut! Unternehmer zu sein, bedeutet vor allem, aktiv und flexibel zu denken und dann Entscheidungen zu treffen. Ich könnte jetzt natürlich erzählen, die gesamte Entwicklung und der Erfolg von Antony Morato wären von Anfang an exakt so geplant gewesen, aber das wäre eitler Unsinn. Im Laufe der Jahre ändern sich die Rahmenbedingungen, die Märkte, die Konsumenten. Oft sehr kurzfristig, radikal und so nicht vorhersehbar. Stichwort Pandemie! Immer war und ist Beweglichkeit gefragt, die Lust, Veränderung zu gestalten. Entscheidend ist aber, dabei nie den Markenkern zu verraten. Im Fall von Antony Morato also die zeitgemäße, sehr internationale Interpretation von Konfektion und Fashion für Männer als ganz bewusstem Kontrapunkt zur alles beherrschenden Casualisierung Mitte der 2000er-Jahre. Umgesetzt auf allerhöchstem Qualitätsniveau. Heute gibt es dafür einen Begriff: Affordable Luxury.

Antony Morato war in vieler Hinsicht von Anfang an durchaus unitalienisch. Sehr urban und monochrom, sehr viel Schwarz. Ist das ebenfalls Teil des angesprochenen Markenkerns?

Ich wollte, was Look und Positionierung betrifft, wirklich anders sein und hatte immer den internationalen Markt im Blick. Im besten Sinne einfach zu verstehen und tragbar, aber immer mit sehr hohem Anspruch. Auch dafür gibt es mittlerweile einen Begriff: Basic with a Twist. Der Start selbst und der schnelle Erfolg allerdings waren sehr italienisch.

Wie meinst du das?

Italienische Buyer haben einen sehr eigenen Mindset, völlig anders als beispielsweise deutsche Buyer. Italiener würden nie fragen, wer eine neue Kollektion denn schon aller gekauft hat, sie wollen, wenn möglich, die ersten sein. Diese Einstellung hat mir sehr geholfen, denn ich hatte mit durchaus kalkuliertem Risiko vorproduziert und konnte sofort liefern. Und mit sofort meine ich, spätestens am Tag nach der Order.

Basic with a Twist. Gilt das auch heute noch?

Ja, aber ich will das etwas präziser erklären: Im Mittelpunkt von allem, was wir bei Antony Morato denken, entwickeln und umsetzen steht der Konsument. Nur wenn wir unsere Zielgruppe kennen und verstehen, können wir erfolgreich sein. Das war bereits 2006 meine Überzeugung und gilt heute mehr denn je. Das bedeutet aber nicht, diesen Konsumenten und seine Ansprüche zu unterschätzen. Ganz im Gegenteil: Wir müssen ihn auch herausfordern, überraschen, aber dabei in seiner Welt bleiben.

Dieser Konsument lässt sich auch immer weniger von einem saisonalen Rhythmus leiten, den ich ohnehin für outdated halte.

Stil ist ja auch nichts saisonales, sondern Teil einer Persönlichkeit, der sich natürlich entwickelt und verändert. Aber organisch und nicht in einem vorgegebenen Zeitraum. Genau das bilden wir bei Antony Morato ab. Wir sind in der Spitze unserer Kollektion immer progressiv und herausfordernd, in der Breite aber eben verständlich. Beide Elemente zusammen ergeben unser klares Markenbild und darum müssen sie auch im Look zusammen funktionieren. Im Alltag unserer Kunden, im Business, wenn sie mit Freunden Essen gehen usw. Das alles hat nichts mit Saisons zu tun, sondern mit Anlässen.

Ist die neue, eigene Niederlassung in München auch ein Bekenntnis zu den deutschsprachigen Märkten in herausfordernden Zeiten?

Wholesale war und ist der Backbone von Antony Morato. Wir sehen gerade in dieser Zeit der Transformation großes Potenzial in einer engen Partnerschaft mit dem Fachhandel. Gerade auch in Deutschland. Denn wir haben viel zu bieten. Und zwar das richtige Produkt zum richtigen Zeitpunkt.

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