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Rosh Studio

„Die Kunden sind wieder offen“ 

03/10/2024  BY  Martina Müllner


Noch ein bisschen später als alle anderen schließen die Schuhagenturen ihre Bücher. Nach Lineapelle und MICAM in Mailand haben wir mit Rosh Studio Inhaber Roshan Paul gesprochen, um seine Saisonbilanz zu hören.  

Roshan, was war in dieser langen Saison gut?  

Roshan Paul, Inhaber von Rosh Studio: Dass die Kunden wieder offen sind, sich Kollektionen anschauen und Gespräche führen. In den vergangenen Saisonen wurde oft alles Neue per se weggeblockt, das hat sich zum Glück verändert und darüber bin ich sehr dankbar.  

Sind die Kunden auch offen, Budgets einzusetzen?  

Oh, das ist die gute Anschlussfrage, ja! (lacht) Bei allen großen Häusern sehen wir eine extreme Konsolidierung. Was gut läuft, wird gestärkt. Im zahlen- und margengetriebenen Handel ist ein Verdrängungswettbewerb einfach voll im Gange: Wer nicht performt, ist schnell ersetzt. Wenn es gilt, ein noch unbekannteres Brand aufzubauen, sind die Partner:innen inhabergeführte Multibrandstores. Die wir auch immer bewusster auf der Suche nach Marken erleben, die eben in den großen Formaten noch nicht präsent sind.  

Rosh Studio ist auf Schuhe spezialisiert. Ich stelle jetzt eine sehr offene Frage und freue mich, wenn du sie ebenso offen beantwortest: Kann man als Schuhmarke im Modehandel überhaupt Marke aufbauen? Da ist oft wenig Platz für Schuhe, geschweige denn für Markenpräsentation, und drei Modelle die auf aufgestapelten Schuhkartons unter der Kleidung stehen, machen eben noch keine Marke, oder?  

Da sprichst du ein Thema an, das uns natürlich beschäftigt. Andererseits haben wir das im klassischen Schuhhandel genauso: Wenn ein Laden die linken Schuhe nach Größen und Farben präsentiert in endlosen Reihen zeigt, findet ja auch wenig Markenimage-Transfer statt.  

Also? Was ist der richtige Weg, wenn Nubikk oder Lemon Jelly mit euch wachsen wollen und sich stärker in den Köpfen der Endkonsumenten verankern wollen?  

Nubikk investiert jetzt zum Beispiel in eine eigene PR und Marketing für Deutschland, das hilft. Mit Lemon Jelly haben wir verschiedene Pop-Up Formate gemacht, auch das ist enorm wichtig für die Sichtbarkeit. Aber eigentlich beginnt es noch viel früher: Wir haben als Rosh Studio auch enorm in unseren Auftritt investiert, erzählen unsere Geschichte und die Geschichte unserer Marken auf Social Media viel intensiver und versuchen hier schon Sympathie aufzubauen.  

Der neue Showroom mit High Five Brands in München war ja auch ein Investment?  

Genau – ich glaube deutlicher kann man gar nicht unterstreichen, dass man an das alles glaubt. Wird sich das im nächsten Jahr schon refinanziert haben? Keinesfalls, aber wir wollen zeigen, dass wir gekommen sind, um zu bleiben und dass wir an dieses Geschäftsmodell glauben.  

Woher nimmst du den Glauben?  

Das wüsste ich manchmal selbst gerne (lacht)! Nein, das stimmt ja nicht. Ich meine unterschwellig eine Aufbruchsstimmung wahrzunehmen, auch wenn wir gerade mitten in einer Umwälzung sind. Nicht nur der Handel verändert sich, auch die Branche an sich. Es kommen wieder viel mehr Einflüsse aus Japan, man darf nicht immer nur in die Märkte schauen, die uns die letzten Jahre Impulse gegeben haben. Ich war zum Beispiel auf einer Reise in China in drei Städten, wenn man sieht, wie da Einzelhandel inszeniert ist, dann sind wir um Lichtjahre zurück. Gamification, Installationen in den Schaufenstern, die dich wirklich in die Läden ziehen, super Inszenierungen. Und dann kommt man nach Mailand und glaubt sich in der Modehauptstadt der Welt und es stehen zwei Teddybären im Schaufenster. Da fragt man sich: echt jetzt?  

Glaubst du, dass wir einen Generationswechsel in der Mode brauchen? Also eine neue Generation Händler, eine neue Generation Agenturen, eine neue Generation Marken?  

Ja, sicher, wobei ich es nicht an einer Generation oder einem Alter festmachen will. Ich glaube es ist ein Mindset. Offen sein, Mut haben, unternehmerisch handeln auch wenn die Rahmenbedingungen so schwer sind wie im Moment.  

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