Interview: Janaina Engelmann-Brothánek. Fotos: Falc S.p.A.
Salina Ferretti, CEO Falc S.p.A.: Die Firma wurde 1974 von Piero Luzi, bis heute Mitinhaber, und seinen vier Freunden gegründet. Sie hatten Großes im Sinn, zunächst den Kinderschuhmarkt umkrempeln. Bis dahin gab es Kinderschuhe nur in wenigen Farben und Formen, dann kam Falcotto mit seinen modischen, bequemen Schuhen in weichem Leder und buntem italienischen Design. Ebenfalls außerordentlich war, dass die Fünf von Beginn an international fokussiert waren. Seit 1988 kam Naturino dazu, deren innovative Sandeffekt-Technologie half, sich als führende Kinderschuhmarke zu etablieren.
Wir bei Falc lieben die Herausforderung, 2004 fühlten wir uns bereit, die erste Marke für Erwachsene zu launchen: Voile Blanche. Mit dem Modell 220 stellten wir einen ultraleichten Schuh aus recyceltem Dacron vor. Das Material kommt aus der Segelwelt und davon wurde diese Kollektion auch inspiriert: ein sportlicher City-Sneaker für Damen und Herren mit leichter Sohle und italienischem Design. Der Weg des Erwachsenensegments war eröffnet und so folgten nach und nach neue Linien: Candice Cooper, Flower Mountain und W6YZ.
(Lacht). Es sind sechs sehr unterschiedliche Brands. Wir haben für jede Marke auch einen Brand-Manager und sie sehen sich untereinander wirklich als Konkurrenz – das bringt einen sehr gesunden und bereichernden Wettbewerb ins Unternehmen. Ein Lieblingskind herauszupicken, ist nicht leicht … vielleicht Naturino, weil die Marke über die Jahre sehr viele Erfolge erzielt hat. Aber auch Flower Mountain, dieser japanische Style ist neu und erlaubt uns, viel zu experimentieren.
Das ist eine knifflige Frage. Meistens haben Lehren mit Krisen zu tun. Diese sind sehr wichtig, um zu wachsen. Ich denke, unsere härteste Lektion war um 2008. Die Finanzkrise hatte die Märkte sehr verunsichert und wir standen vor der Frage, ob wir weiterwachsen wollen oder nicht. Um zu wachsen, mussten wir uns vom Gedanken verabschieden, alles nur in Italien zu produzieren, und im Ausland investieren. Das bedeutete, Leute in Italien entlassen zu müssen. Für uns als Familienunternehmer kein einfacher Schritt. Heute sind wir sehr glücklich, die Produktionsstätten in Serbien und Asien und Büros in New York und Schanghai eröffnet zu haben. Um es mit einer passenden Metapher zu sagen: Den Kinderschuhen zu entwachsen, war mit Wachstumsschmerzen verbunden.