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Swatchbook

Alles außer Anfassen

25/11/2024  BY  style in progress


Wie sieht das denn aus? Material fürs neue Kleider- oder Schuhdesign wird traditionell aus einem dicken Musterbuch mit Stoffproben ausgesucht. Swatchbook digitalisiert diesen Schritt.

Text: Petrina Engelke. Fotos: Swatchbook

Auf dem Weg von der Idee zum Shirt liegt ein Haufen Stoffproben und Musterteile, die im Müll landen. Der ließe sich mit Probestücken in digitaler Form ebenso wie Zeit und Kosten vermeiden, um physische Muster durch die Welt zu schippern. Bei Swatchbook helfen Designern u. a. 3D-Videos und AR dabei, Gewebe und Strick, Leder und Prägedruck zu prüfen: Wie durchsichtig ist das, glitzert es beim Bewegen und wie sähe es auf meinem Schuhdesign aus?

„Wir lockern die Abhängigkeit von physischen Stoffmustern im frühen Entwicklungsprozess“, sagt Thomas Teger, Mitgründer und CPO bei Swatchbook. Er kommt wie CEO Yazan Malkosh aus dem Tech-Bereich, aber sie erschaffen keine virtuellen Materialmuster. Hersteller schicken echte Stoffproben in eins der drei Digitalisierungszentren in China, Japan und Indien, wo Fachpersonal inzwischen fast 200.000 Stoffe mit Hightech-Scannern erfasst hat. Damit löst Swatchbook zumindest eins der Digitalisierungsprobleme der Modebranche, wofür Zulieferern Know-how, Gerät und Zeit fehlen.

Allerdings landet nur etwa ein Viertel der Digitalisate in der Materialbibliothek, die allen Abonnenten zugänglich ist. Das liege daran, dass Weltmarken ihre eigene Lieferkette mitbrächten, so Teger: „Diese Hersteller haben kein Interesse daran, irgendwem zehn Meter Stoff zu verkaufen. Sie machen Deals über 100.000 Meter.“ Oft arbeiten Lieferanten mit den Marken an konkreten Designs und legen etwa Farben und Muster fest, ohne Zeit und Geld für Proben zu verschwenden.

Diese Effizienz setzt sich in der Modebranche aber nur langsam durch. Tegers Beobachtung nach erscheint vielen das Prinzip „zu viel produzieren und dann wegwerfen“ günstiger als sich zu bemühen, die Nachfrage zu treffen. Mit einigen Ausnahmen  sei es schockierend, wie weit der Großteil der bekanntesten Modemarken beim digitalen Wandel hinterherhinke. Trotzdem hat Swatchbook im vergangenen Jahr eine Europa-Niederlassung in München gegründet. „Wir können nicht darauf warten, dass die Branche aufholt“, sagt Teger. „Wir sind bereit, zu wachsen.“

swatchbook.us

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